Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert von der Oberösterreichischen Gesundheitsholding. Hallo und herzlich willkommen bei Gesund und glücklich, dem Gesundheitspodcast der Oberösterreichischen Nachrichten. Ich bin Elisabeth Eidenberger:, ich bin Head of Podcast & Audio bei den Oberösterreichischen Nachrichten und ich bin die, die hier die Fragen stellt.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Pssst,
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Habt ihr das gehört? War das für euch jetzt ein kleines Rauschen oder vielleicht doch totale Stille? Ist ein bisschen eine gemeine Frage, weil es natürlich darauf ankommt, wie ihr diesen Podcast hört, mit welchen Lautsprechern oder Kopfhörern. Aber wir sind jetzt schon genau mitten im Thema des heutigen Podcasts. Es geht nämlich ums Hören, unsere Ohren und unsere gesunden Ohren und wie wir sie möglichst lang gesund halten können und vor allem natürlich auch, was wir tun können, wenn wir mal nicht mehr so gut hören. Und es ist ja wie bei vielen anderen Organen auch, solange sie tun, was sie sollen, beachten wir sie überhaupt nicht. Erst sobald sie nicht mehr ganz so funktionieren, dann hören wir genauer hin auf das, was die Expertinnen und Experten sagen und genau darum geht es heute. Und es passt insofern ganz gut, weil in ein paar Tagen am 3. März ist der internationale Tag des Hörens, also tauchen wir ein in die Welt des Hörens und mir gegenüber sitzt der Herr, der mir alle meine Fragen heute beantworten wird. Er ist Primar am Kepler Universitätsklinikum, er ist Vorstand der Klinik für Hals, Nasen und Ohrenheilkunde.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Herzlich willkommen, Dr. Paul Zwittag.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Vielen Dank für die Einladung und für diese schöne Einleitung.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Da sind wir schon mitten im Thema.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Da fängt das Herz gleich zum Lachen an. Ich hoffe, man hört mich gut und ich spreche deutlich. Das ist immer ganz wesentlich, wenn es das Thema Hören geht. Ja, ich bin gespannt, was wir jetzt alles für Themen durchgehen. Ich freue mich schon drauf.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Ja, und es ist ja eigentlich die logischste Folge für einen Podcast, dass wir über das Hören reden, weil es geht ja nicht nur darum, dass wir einen Podcast produzieren und hier ein tolles Gespräch führen, sondern dass eben die, die da draußen sitzen, uns auch gut hören können.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Sonst wäre es fast absurd, könnte man sagen.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Genau. Wir haben lange darauf gewartet, jetzt reden wir drüber. Unser Ohr. Es ist ja mehr als das Ohrwaschel, das man von außen sieht, sondern da tut sich einiges. Und wenn ich zurückdenke an die Biologiebücher, dann ist da drinnen in unserem Ohr ganz schön was los. Reden wir mal generell über unser Ohr. Welche Funktionen erfüllt es? Was hat es denn in unserem Körper zu tun, was sind die Aufgaben unserer Ohren?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja, ich versuche es einfach zu erklären. Also das Ohr, das was wir sehen, das Ohrwaschel auf gut oberösterreichisch gesagt, ist nichts anderes wie ein Schaltrichter. Schale sind ja Wellen, die sind unsichtbar, aber man kann sie messen und der Schal, der kommt dann in Wellen in unterschiedlicher Geschwindigkeit an die Ohrmuschel, werden dann dort gebrochen, konzentriert über den Gehörgang Richtung Trommelfell geleitet. Das Trommelfell, das muss man sich vorstellen wie eine Membran bei einem Schlagzeug. Das kann ich so nebenbei erwähnen, ich bin auch Schlagzeuger-Hobby-mäßig, das hat mich auch da immer fasziniert, so fügt sich das immer. Und diese Membran, die ist wie bei einer Trommel, die ist sehr straff gespannt und die bringt der Schal zum Schwingen. Und das Schwingen der Membran wiederum geht dann über drei Gehörknöchelchen, Hammer, Ambus und Steigbügel, entfohren von Bewegungsenergie weiter Richtung Innenohr. Und das Innenohr, auch bekannt als Ohrschnecke oder Hörschnecke, schaut auch so aus.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Hat sich dann natürlich was dabei gedacht, hat zweieinhalb Windungen und in diesen Windungen drinnen ist Flüssigkeit mit Sinnes-H-Zellen und banal vereinfacht macht dann diese Schalldruckwelle, die über die Gehörknötchen mechanisch dort hingeleitet wird, nichts anderes wie dass es mit dieser Flüssigkeit diese H-Zellen in Bewegung bringt. Und jede H-Zelle im Innenohr hat eine Funktion, sprich eine Frequenz. Frequenz heißt irgendeinen Ton, tief, mittel oder hoch und in dem Frequenzbereich beginnt die dann zu schwingen und wenn die schwingt wird elektrische Energie erzeugt und diese Energie wandert dann über die Nerven zur Hörrinde und dort wiederum ist eigentlich grafisch fast kann man sagen diese Schnecke wieder aufgezeichnet und dort weiß dann das Gehirn, jetzt ist die Frequenz, sagen wir mal 750, ausgelöst worden. Und so funktioniert banal gesprochen Hören. Das heißt, die wandeln Schallenergie in mechanische Energie, mechanische Energie in elektrische Energie
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Das ist ja wunderbar erklärt. Hätte mir das mein Biologielehrer früher auch so erklären können, dann wäre mehr hängen geblieben als nur die Schnecke, was man hören kann. Jetzt vielleicht ein kleiner Disclaimer auch noch. Wir reden heute über das Hören. Das Ohr ist aber auch für das Gleichgewicht zum Beispiel zuständig. Das Thema Schwindel, das klammern wir heute total aus. A, weil es den Rahmen total sprengen würde und B, weil es schon eine wundervolle Podcast-Folge zum Thema Schwindel gibt, die gerne nachhören im Nachgang dann, also gerne mal reinhören, wenn es das Thema Schwindel geht. Also heute beschäftigen wir uns mit dem Hören.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Und da stellt sich natürlich ganz zu Beginn die Frage, was bedeutet es eigentlich gut zu hören? In welchem Bereich befinden wir uns da und wie misst man das dann auch?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Also gut hören ist natürlich immer relativ, wie so vieles. Gut hören ist für uns Menschen dann, wenn ich einem Gespräch gut folgen kann. Da wird es aber jetzt schon wieder komplex. Das ist nicht nur Hören, sondern auch Sprachverständnis. Das ist wieder ein ganz anderer Bereich. Gut hören ist aber auch, wenn ich Signale, Geräusche wahrnehme. Wenn man sich das ein bisschen so entwicklungstechnisch anschaut, über die letzten paar hunderttausend Jahre, war Hören früher für Menschen nichts anderes, wie auch Überleben. Hören war, ich höre in der Natur Geräusche und kann reagieren.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Gefahren erkennen.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Gefahren erkennen, genau. Dann kam irgendwann die Sprache, Die wurde erst in der Menschheit über Jahrhunderttausende Jahre entwickelt und perfektioniert und die Sprache verstehen. Aber hören per se, und das ist schon ein Thema, ist auch eben Situationen erkennen. Und das sind immer wieder so Situationen, ich bringe gleich mal ein Beispiel aus der Praxis, wenn ich Patienten habe, die sagen, jetzt habe ich mich geschreckt und bin fast gestürzt, weil ich die Straßenbahn auf der Landstraße nicht gehört habe. Und da sind wir jetzt wieder ein paar hunderttausend Jahre zurück im Dschungel oder im Urwald oder wo auch immer, wo das Hören für uns überlebensnotwendig war, weil sonst immer gefressen wurden. Und das ist nichts anderes. Das heißt, Gutes Hören heißt Gefahrensituationen erkennen und Gutes Hören heißt kommunizieren und das Kommunizierte verstehen können. Und das ist ja im täglichen Leben das und Auf.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wenn ich gut höre, kann ich dann auch das Gesprochene verstehen. Und dann kommt noch ein anderer Faktor, der Mensch identifiziert sich auch sehr stark über Musik. Musik ist ein ganz wichtiger Bereich. Das Hören ist natürlich für die Musik auch notwendig, dafür dass ich es wahrnehmen kann, aber auch dafür dass ich musizieren kann. Es gibt auch Musiker, die nicht hören und trotzdem musizieren können. Ludwig van Beethoven zum Beispiel am Ende seiner Karriere als sehr prominentes Beispiel. Aber an sich ist das schon eine Bedingung dazu. Und Musik ist ja für uns Menschen auch ganz, ganz wesentlich, was Emotion betrifft und auch Wohlgefühl, nennen wir das jetzt mal so.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Genau, für unser Wohlbefinden. Zum ersten Mal quasi die Fähigkeit des Ohrs gemessen wird und das wusste ich auch lange nicht, relativ kurz nach der Geburt bereits von unseren Babys. Also da ist das Zwutschgerl vielleicht 48 Stunden auf dieser Welt, dann kommt schon jemand und misst zum ersten Mal das Hörvermögen oder die Hörleistung. Für mich war das faszinierend, dass das überhaupt geht und wie das gehen kann. Aber wie misst man denn jetzt, ob jemand gut hören kann?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Also da gibt es mittlerweile in der modernen Medizin Zick-Techniken. Einer der bekanntesten Techniken ist die Audiometrie. Das ist nichts anderes wie eine subjektive Hörüberprüfung, wo der Patient, der Proband Geräusche, die er gehört hat, bestätigen muss. Das gibt es mittlerweile auch schon am Handy, das kann man sich als App downloaden und auch selber probieren und natürlich professionell bei den HNO-Ärzten in einer sogenannten Hörkabine, die schallarm ist. Und da werden Frequenzen angeboten und wenn man sie hört, dann betätigt man einen Trace-Tick und damit habe ich dann eine Graduierung, wie gut habe ich es gehört. Bei den Neugeborenen ist eine ganz wichtige Sache, die da angesprochen wird, da messen wir nichts anderes wie Reflexe, die von dieser Hörschnecke retourkommen. Und damit haben wir schon mal Aussagekraft, ist die Hörschnecke angelegt und ja, funktioniert sie. Ganz wichtig, da sind wir auch, so noch als nebenbei bemerkt, in Oberösterreich sehr stolz.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wir waren das erste Bundesland in Österreich, was flächendeckend das gemacht hat, nämlich das Hörscreening. Das wurde in den 70er Jahren in den Mutter-Kind-Pass integriert, und aber erst in den 90er Jahren wirklich gut flächenhaft entwickelt und dokumentiert und da sind wir auch immer noch weit vorne und das ist auch ein Herzensprojekt für mich. Das heißt, Hörscreening wirklich flächendeckend erfassen und sehr früh agieren können, wenn ein Neugeborenes eben nicht hört oder schlechter hört, dass man es mit Hörhilfen versorgen kann.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Dass man auch sehr bald reagieren kann.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Genau.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Vor welchen Frequenzen reden wir denn jetzt? Jetzt wollen wir nicht so technisch werden, aber was ist denn so normal? In welchen Frequenzen hört man denn, wo man sagt, okay, das ist okay?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Also hören tun wir in den Frequenzen von ca. 100 Hertz bis 10.000 bis 12.000 Hertz, wobei die Frequenzen, die wir messen in der Regel sind von 250 Hertz, das ist Tiefton bis 8000 Hertz oder 8 Kilohertz, das ist Hochton, das ist zum Beispiel das Pfeifen eines Vogels. Und Wir messen im Endeffekt dann diese Frequenzen, wo wir jetzt sprechen, messen wir in einem Bereich ca., man redet immer von dieser Sprachbanane, von eben diesen 250 bis ca. 1000 und 2000 Hertz, das sind auch die Frequenzen, die wir am meisten im täglichen Leben benutzen. Ich habe ja tiefere Stimme, das heißt tiefpassiger und das hängt halt immer vom Stimmband ab, aber in diesem Bereich verstehen wir dann auch am besten, sollten wir am besten verstehen.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Jetzt hat man ja einen total subjektiven Eindruck darüber, höre ich jetzt gut oder schlecht. Ich habe auch manchmal das Gefühl, ich höre ein bisschen schlecht. Das kommt wahrscheinlich auch auf die Frequenz drauf an. Ab wann wäre es denn ratsam, einmal sich da durchchecken zu lassen, mal so einen Hörtest zu machen. Was wäre so ein Indiz? So, komm, schau lieber mal vorbei.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja, generell muss man ja mittlerweile in der Medizin sehr viel von Vorsorge sprechen. Generell würde ich einmal jeden empfehlen, dass er, wenn er noch nie bei einem HNO-Arzt war, dass er sich das Gehör mal messen lässt, weil es doch immer wieder interessante Entdeckungen gibt, dass manche Schwerhörigkeit haben und das gar nicht bemerken und dann eine Schwerhörigkeit im Alter, die vielleicht noch dazu kommt, gleich vorbeugen zu können. So Indizen sind zum Beispiel, wenn ich merke, ich muss immer nachfragen oder Klassiker, ich muss das Handy lauter drehen oder ich drehe den Radio lauter oder den Fernseher oder wenn ich zum Beispiel merke in einer Gesellschaft, jetzt in einer Gruppe, ich tue mir schwer dem Gesprochenen zu folgen. Also ich merke, ich muss mich konzentrieren, ich muss die Lippen lesen, Ich muss den fast schon fokussieren und anschauen. Das sind so Indizien, wo ich dann einfach achten sollte, okay, da kann beim Gehör was sein, ich sollte mir das einmal untersuchen lassen.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Und dann ist der erste Weg einmal ebenso den Hörtest zu machen.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Genau, also ab zum HNO-Arzt, zur HNO-Ärztin. Die checken auch einmal den Gehörgang. Oft gibt es ja banale Ursachen wie einfach ein Ohrschmalz, der Fachsprache heißt das Zerrummen, oder dass irgendwo im Trommelfell eine Verletzung ist oder mal eine Verletzung war, zum Beispiel durch eine Mittelohrentzündung und die checken das dann ab.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Also der Grund, dass man schwer hört, ist nicht unbedingt, dass das irgendwie mal wirklich eine Schwerhörigkeit da ist, aber eben Ohrschmalz ist schon angesprochen worden und da kommen wir gleich einmal zu der wichtigsten Frage aller Zeiten und die ist, wie putze ich mein Ohr richtig? Ich sage nur Stichwort Wattestäbchen.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja das Wattestäbchen ist natürlich so Freude und Leid jeden Haararztes. An sich ist es gut, dass es sie gibt, aber schlecht, wenn sie falsch verwendet werden. Ich sage den Patienten immer, wenn man ein Wattestäbchen verwendet, wenn man eines verwendet, dann nicht wie Ofenrohrstopfen, sondern kreisend zirkulierend. Und der Wattekopf hat in der Regel eine Größe von 1 bis 1, 5 cm. Nicht viel tiefer sollte das Wattestäbchen in den Gehörgang kommen. Der Gehörgang ist 2 cm und ein bisschen mehr lang. Und wenn ich zu tief reinfahre, kann ich erstens was verletzen und zweitens eben dieses Ohrschmalz unmittelbar vor das Trommelfell schieben, dann macht das zu und das kann auch schmerzen. Es kann sogar zu Entzündungen führen.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das heißt, da ist mir wichtig, die richtige Anwendung. Wenn verwendet, wir HNO-Ärzte sind immer so im Zwiespalt, ob wir es begrüßen sollten oder nicht, aber wenn man es verwendet, zirkulierend und sonst ist natürlich gut reinigen mit Ohrspülungen, Das ist oft schon beim Haare waschen, wenn ein bisschen Wasser reinkommt, ist das gar nicht so schlecht.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Okay, das wäre schon ausreichend.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das wäre auch schon ausreichend, weil an sich der Körper das schon sich selber so regulieren kann. Die Patienten, die da Probleme haben, Das sind eher das männliche Geschlecht, wenn sehr viel Haare im Ohr wachsen und auch wieder wenn Staubberuf da ist. Das heißt, wenn ich viel mit Staub und Dreck zu tun habe und sich das dann da verbindet, dann wird das fast schon wie so ein Kleber oder Zement und dann kann das eben das richtig obdruhieren, sagen wir in der Sprachsprache, und dann wird das Ganze fast oft wirklich steinhart. Und das kann man dann selber nicht mehr entfernen. Das muss dann der Heinowitz machen. Der entfernt das mit so Heckchen oder Ösen oder mit Sauger. Wird das in der Regel dann entfernt.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Das heißt Ohren putzen, relativ simpel, beim Haare waschen ein bisschen ins Ohr hinein und das tut es eigentlich?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Die Biologie hat das so angelegt. Wenn ich jetzt baden gehe oder mit dem Kopf untertauche, kommt Wasser in den Gehörgang. Immer vorausgesetzt, das Trommelfell hat keinen Schaden, ist das an sich was Gutes, weil das Wasser das dann auch wieder reinigt. Und das Cerumen, also dieses Ohrschmalz, hat ja auch eine gewisse Schutzfunktion. Ein wenig ist ja nicht schlecht, weil es die Haut befettet und eher vor Austrocknung und dann wiederum vor Entzündungen schützt. Also es hat ja auch eine Funktion.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Und wenn wir mal von Wasser reden, dann kommt mir im Kopf sofort dieses Mittelohrentzündung. Gerade wenn es im Sommer ist oder auch jetzt im Winter, wenn man doch mal baden geht oder ins Schwimmbad geht, dann hat man schon auch Respekt davor, dass man sich da irgendwo was holt. Wie entsteht denn so eine Entzündung, eine Mittelohrentzündung überhaupt und könnte ich vorsorgend etwas tun, damit ich es nicht kriege?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja, bei den Entzündungen muss man vielleicht ein bisschen unterscheiden. Also wir die Mittelohrentzündung und die Außenohrentzündung oder Gehörgangsentzündung. Die meisten badebedingte Entzündungen sind diese Gehörgangs- oder Außenentzündungen. Die entstehen in der Tat meistens durch Chlorwasser oder verunreinigtes Wasser, das dann wiederum so ein Ohrschmalz zum Quellen bringt, wenn schon sehr viel drin ist oder wenn zum Beispiel die Gehörungshaut sehr trocken ist und dann kommt noch verkeimtes Wasser rein, da kann hier sich eine Entzündung bilden. Das ist so der Klassiker im Sommer, man ist irgendwann auf Urlaub, geht in einem Chlorpool baden, da sind auch viele andere Menschen. Chlor desinfiziert zwar, kann aber austrocknen und dann hat man schon das Thema. Auch bei Meerwasser an sich gut, aber wir sehen auch bei mittlerweile oft schon sehr verunreinigten Meerwasser, da kann das durchaus vorkommen. Das ist die sogenannte Badeentzündung oder Badeoditis und dann gibt es die Mittelohrentzündung, die entsteht eher durch Infekte.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das heißt Schnupfen, kateralische Infekte, die über die Nase in das Ohr aufsteigen. Wir haben da eine Verbindung, eine Druckausgleichsröhre und wenn die zuschwillt oder wenn hier die Keime sozusagen aufsteigen, dann habe ich die Mittelentzündung. Dann fängt das Ganze zum Schmerzen an und zum Eitern. Und da ist natürlich dann die Wichtigkeit, dass wir das in der Klinik unterscheiden, es wird auch etwas unterschiedlich behandelt.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Das heißt wie?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das heißt zum Beispiel diese Badeentzündung, äußere Entzündung, da gibt es eben lokal so Streifentherapien mit Antibiotika drauf oder auch Tropfen, Ohrtropfen mit Antibiotikum und Schmerzmittel, eher selten Antibiotikum zum einnehmen, macht man schon, aber nur dann, wenn es schon sehr ausgeprägt ist Und die Mittelohrentzündung, da bringen Tropfen in der Regel nichts, weil das ja hinter dem Trommelfell stattfindet. Das wird behandelt mit Schmerzmittel, Antibiotika und abschwellenden Nasentropfen, dass diese Druckausgleichsröhre wieder aufgehen kann und das wieder abbrennen kann.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Und noch ganz kurz vorsorgetechnisch, wenn ich jetzt baden war, was hilft irgendwas, dass ich es vermeiden könnte?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Also nach dem Baden ist es schon gut, dass man sich gut abtrocknet. Was man machen kann zum vermeiden, ist, dass man zum Beispiel beim Ohr etwas mehr föhnt, dass das austrocknen kann. Das sind so eine der Maßnahmen. Aber so eine generelle Vermeidungsstrategie ist am besten, dass das Ohr immer wieder gut gerinigt wird. Das heißt, wenn ich sehr viel Ohrschmalz zum Beispiel drin habe, dann ist eher die Gefahr, dass ich so eine Padeutitis bekomme. Oder wenn ich eine sehr trockene Gehirnhaut habe, dann habe ich natürlich auch die Gefahr, da gibt es zum Beispiel Pflegeprodukte. Das sind so vorbeugende Maßnahmen. Wenn man eine hohe Neigung hat, dann raten wir auch eher vom Baden, speziell vom Kopfuntertauchen ab.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Da geht es ja nur darum, bin ich mit dem Kopf über dem Wasser, habe ich kein Problem. Aber wenn ich die ganze Zeit tauchend unter Wasser bin, dann kommt natürlich das Wasser in den Gehörgang.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Jetzt haben wir einen kleinen Ausflug gemacht, jetzt kommen wir wieder zurück zum guten oder nicht so guten Hören. Jetzt haben wir schon geklärt, okay, wenn man mal das Gefühl hat, ich kann dem Gespräch nicht mehr folgen, weil vielleicht eben in einer Gesellschaft die Geräuschkulisse zu groß ist, dass ich es irgendwie nicht mehr verstehe, dass ich immer nachfragen muss, Fernseher lauter schalten muss. Jetzt komme ich eben drauf, da ist tatsächlich ein Problem da, es gibt Frequenzen, die ich nicht mehr hören kann. Was kann man dann tun? Und jetzt geht es natürlich Richtung Hörhilfe wahrscheinlich.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Genau, also nachdem man sozusagen festgestellt hat, es ist eine Höhebeeinträchtigung da, muss man sich natürlich mal anschauen, was für ein Ausmaß. In vielen Fällen beginnt die Schwerhörigkeit im Hochtonbereich auf der einen Seite durch Lärm oder auch durch Lebensalter. Lebensalter führt schon auch zu einem gewissen Hörverlust, speziell da Hochtonfrequenzen und da merken dann, das sind die meisten Patienten, die zu uns kommen, sie tun sich schwer. Und die häufigste Hörhilfe, die wir dann natürlich empfehlen, ist das Hörgerät. Das ist bekannt, Hörgeräte gibt es eigentlich seit fast 200 Jahren, technisch natürlich immer raffinierter. Ein gewisser Herr Beethoven, vorher schon erwähnt, der hat den Hörrohr. Das schaut so ähnlich aus wie eine Trompete. Das hat er immer in den Gehörgang gesteckt und hat versucht, über diesen Riesenschaltrichter was zu hören.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Gott sei Dank sind wir schon ein bisschen moderner geworden. Wird lustig ausschauen. Genau, wird lustig ausschauen und wäre schwierig im täglichen Leben. Die Hörgeräte, ich muss ja oft schmunzeln und immer wieder lachen, die Hörgeräte sind ja eigentlich mittlerweile sowas von salonfähig geworden und werden von vielen benutzt, ohne dass sie wissen, dass es ein Hörgerät ist. Ich spreche jetzt auf die In-EarPods oder EarPods an. Das ist nichts anderes wie ein Hörgerät, nur halt oft nicht mit so einer technischen Raffinesse dahinter. Das heißt, Hörgeräte sind dann so über die letzte Jahrhundert technisch entwickelt worden. Das ist nichts anderes wie banal gesprochen ein Mikrofon und ein Lautsprecher und dazwischen ein Sprachprogramm, was die Sprache filtert, was Nebengeräusche rausnimmt und das eher konzentriert.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Und das hilft schon sehr gut, aber ich sage auch zu jedem Patienten immer wieder, es wird nicht das natürliche Hören ersetzen. Das heißt, man muss schon auch wissen, okay, das ist eine technische Hilfe, aber so gut wie das Ohr mal war, wird es trotzdem nicht sein. Ich habe eine Brille auf, sage immer das gleiche, die Brille ist eine Sehhilfe. Ich bin kein Augenarzt, aber ganz banal erklärt, besser wäre es, wenn ich sie nicht bräuchten würde. Wenn ich über die Brille über den Rand drüber schaue, sehe ich unscharf. Und so ähnlich ist es mit einem Hörgerät. Das hat auch seine Grenzen. Aber nur dann, wenn ich es nütze, hilft es mir auch.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wenn es am Nachttischkästchen liegt, dann bringt es niemandem was.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Das ist aber das Schicksal, das doch, ich glaube, zumindest vielen Hörgeräten ereilt, weil man eben nicht so natürlich wieder perfekt hören kann, sondern weil es eben auch eine Einstellungssache ist. Dann hört man manche Sachen wieder besser, dann ist doch wieder ein Rauschen da. Das hört man ja auch aus dem Umfeld von Leuten, die ein Hörgerät haben. So richtig hundertprozentig, naja, geht es irgendwie doch nicht.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja genau. Und da
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: nimmt man es nicht mehr.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Genau, also wie schon angesprochen, es ist natürlich, da sind mehrere Faktoren. Das eine ist, man muss für den richtigen Patienten das richtige Gerät finden. Darum gibt es ja auch den Beruf des Hörakustikers. Das ist ein sehr wichtiger Beruf, die darauf spezialisiert sind, mit der Fülle an Geräten, die es gibt, das richtige Gerät zu finden in den richtigen Verstärkungsgrad. Das ist gar nicht so einfach. Das zweite ist natürlich die Lernkurve. Das ist wie bei allen. Ich kann auch nicht, wenn ich das Fahrrad fahren lerne, auf ein Fahrrad aufsteigen und ich bin gleich der beste Fahrradfahrer.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ich muss das trainieren. Und mein Hören ist das genauso. Ich muss es trainieren. Es funktioniert nicht sofort. Und das sage ich immer wieder, es ist oft anstrengend, das Gerät kann drücken, es macht ein komisches Gefühl. Bitte nehmen Sie es trotzdem, so viel es geht. Weil das Gehirn muss erst lernen, mit dieser neuen Art von Geräusch umgehen zu können. Und das ist in der Tat ein Training.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Gibt es
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: auch Trainingsprogramme, mittlerweile ganz viel am Smartphone, Da hat sich sehr viel getan die letzten 10, 15 Jahre. Aber das in der Tat immer noch einer der größten Feinde, die wir haben bei den Hörhilfen, dass einfach genau dieses Training dann nicht stattfindet. Man hat so die Erwartungshaltung, Ich gehe zum Hörgerät der Akustiker, kriege mein Hörgerät, schalte es ein und alles ist gut. Leider nicht. Und das sage ich auch immer wieder den Patienten und da braucht es am Anfang auch eine gewisse Frustrationstoleranz und eben auch die Hartnäckigkeit, dass ich dranbleibe. Und nicht bei der ersten Einschränkung sagen, das ist nichts. Und vielleicht nur erwähnt, die merken schon, dass so viel Leidenschaft dahinter geht, stundenlang darüber erzählen, ich sage das auch speziell den älteren Herrschaften immer, Hören ist eine Demenzprophylaxe. Demenz ist momentan in aller Munde, ist ein Riesenthema, ein wichtiges Thema.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wenn ich schlechter höre, ziehe ich mich zurück, werde einsamer und das wiederum wirkt weniger trainierend auf unser Gehirn. Das heißt, gut hören ist Training fürs Gehirn, schafft auch soziale Kontakte, Interaktion und Förderung und verhindert auch wieder, dass ich geistig abbaue. Das heißt, das hat viele Funktionen. Nicht nur, dass ich jetzt mir im Fernsehen das Skifahren anschauen kann oder das Fußballspiel oder was auch immer, sondern da steckt viel mehr dahinter.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Ja, und ich glaube, eines können wir auch dazu sagen, die Zeiten, wo man sich vielleicht unwohl gefühlt hat oder vielleicht sogar ein bisschen geniert hat, weil man ja schlecht hört und nicht sein Hörgerät braucht und man sieht es halt doch ein kleines bisschen. Ich glaube die Zeiten sind vorbei oder man muss sich nicht mehr schämen, wenn man sich helfen lässt. Bei der Brille schien jetzt keiner.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Genau, also ich sage das einmal in der Vorlesung bei den Studenten. Ich sage, die Hörhilfe war bis vor 10, 15 Jahren fast eine Stigmatisierung, also man fiel auf. Ich sage immer, mittlerweile, wenn ich mit der Straßenbahn fahre, falle ich auf, wenn ich keine Earpods trage. Aber man muss sich einmal umschauen, da hat sich die letzten 10 Jahre unglaublich viel geändert. Ich sage immer, das ist salonfähig geworden. Es gibt auch ganz viele prominente Persönlichkeiten, wo man mittlerweile sieht, okay, die tragen ein Hörgerät. Das ist nichts mehr, wo man sich geniert. Im Gegenteil.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ich kann aus der eigenen Familie erzählen, das ist auch Mein Schwiegervater zum Beispiel ist total happy, weil er sich das Handy damit koppeln kann. Und er kann sich dann seine Sportprogramme gestreamt am Handy mit der Hörhilfe anschauen. Es koppelt sich mein Radio am Auto. Das heißt, diese technischen Raffinessen, die schon da sind, die haben schon auch Vorteile. Und da ist er auch ganz stolz drauf. Und das sind oft so Gimmicks, die das auch verbessern. Und ja, es ist salonfähig geworden, aber das Wesentliche ist einfach tragen, tragen, tragen. Sonst hilft es wenig bis nichts.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Welche anderen Möglichkeiten gibt es jetzt denn noch, abgesehen jetzt von dieser klassischen Hörhilfe?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja, da komme ich jetzt sozusagen als Kliniker und auch als Chirurg ins Rennen, weil die Hörhilfen verschreiben wir, weil das ist ja an der Klinik, am Keploni Klinikum, nur ein Teilbereich. Wir sind unter anderem spezialisiert dann auf Hörimplantate. Das ist dann der Fall, wenn eine Hörhilfe wie ein Hörgerät nicht mehr reicht, wenn es entweder die falsche Methode ist oder eben im Verstärkungsgrad nicht mehr reicht. Und da gibt es eben schon auch bekannt die Cochlea-Implantate, gibt aber auch so Mittelohre-Implantate und Knochen-Implantate. Da hat sich in der Entwicklung sehr sehr viel getan, die letzten Jahre und Jahrzehnte und da gibt es ein Riesenportfolio mittlerweile. Und auch das wird immer salonfähiger, sieht man immer häufiger Und man muss oft schmunzeln, wenn man speziell die jüngeren Patienten sieht, die haben überhaupt kein Thema mehr damit. Die gibt es mittlerweile auch in sehr interessanten Layouts und Features. Man kann sich das mit der Haarfarbe gestalten, dann sieht man das gar nicht mehr.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Oder Kinder, die haben dann irgendwelche Helden oben, wie in Spider-Man oder Batman, haben wir vor kurzem wieder einen jungen gehabt, die sind sogar stolz drauf. Aber ohne diese Hörhilfe, dem Hörimplantat, würden sie gar nicht hören können. Und für das sind die gemacht worden.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Und weil man es eben auch von außen sieht, also das ist jetzt nicht ein Implantat, wo man sich denken könnte, na das ist irgendwo drinnen, man sieht es nicht, sondern da ist schon eine äußere Sichtbarkeit da.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Also das, was wir als Chirurgen einsetzen, sieht in der Tat der Patient nicht. Das ist unter der Haut versteckt, im Knochen eingebettet. Das, was man außen sieht, ist der Sprachprozessor. Das ist nichts anderes wie ein Mikrofon und ein Programm und in der Regel eine Batterie oder ein Magnet. Und die Technik gibt das dann durch die Haut, über Transduktion heißt da der Fachbegriff, das heißt, das schwingt durch die Haut durch, wenn man so will, eine magnetische Kraft und das kann man abnehmen. Das heißt, wenn man es abnimmt, dann sieht man dem Patienten gar nichts an. Nur wenn er das in den Sprachprozess abnimmt, dann hört er auch nicht mit dem Implantat. Aber da wird gerade sehr viel geforscht zum Thema voll implantierbare Systeme, dass man das dann nicht mehr braucht, dass man es auch nicht mehr sieht.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Da tut sich auch gerade sehr viel. Wir werden die nächsten Jahre sicher noch die ein oder andere Überraschung erleben, im positiven Sinn.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Wie oft wird so ein Implantat mittlerweile verwendet?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Der Bedarf der Bevölkerung ist deutlich höher als das, was wir momentan implantieren. Wir implantieren im Keplowny-Klinikum zurzeit 40 bis 50 so Implantate im Jahr. Tendenz steigend. Wir haben jetzt auch vor kurzem, kann ich noch kurz erwähnen, als erstes Klinikum in Oberösterreich und einer der ersten in Österreich auch so einen Roboter bekommen, der diese Implantation noch besser stattfinden lässt, weil ich sehr gezielt und orientiert diese Elektrode in die Ohrschnöcke einbringen kann. Das ist ca. Momentan das Volumen, was wir abbilden, tendenzsteigend, weil wir älter werden, weil die Schwierigkeit zunimmt und weil auch die Indikationen, sprich der Grund, dass ich das mache, immer niederschwelliger werden, weil einfach doch der Benefit von diesen Implantaten sehr, sehr hoch ist.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Jetzt haben wir natürlich gehört, was man alles tun kann, das ist toll. Wir reden ja immer so wahnsinnig gerne auch über Vorsorge, jetzt haben wir das Ohrenputzen schon gesprochen, aber man hat ja schon oft auch dieses Gefühl mit diesen ständigen Kopfhöreraufsätzen, diese in-ears Kopfhörer-Geschichten, das macht es nicht besser. Ist es tatsächlich so? Was hält unser Ohr denn da aus? Oder wie schädlich sind denn diese Kopfhörer und die laute Musik und diese Dinge wirklich?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Ja, schon sehr. Jetzt gehe ich wieder zurück, wo wir am Anfang darüber geredet haben. Jetzt setzen wir uns wieder in den Dschungel oder in den Urwald. Der Mensch war tausende oder hunderttausende Jahre kaum mit Lärm beschäftigt. Da haben wir die Naturgeräusche gehabt, das Rauschen des Baches, der Tiere und das wirkte auch immer noch meditativ auf uns und auch entspannend. Und seit der Industrialisierung in der Menschheit der letzten 200-300 Jahren hat der Lärm deutlich zugenommen. Das ist Lärm durch Fahrzeuge, Lärm durch Maschinen und natürlich jetzt auch sehr neu Lärm durch Kopfhörer. Wie vorhin angesprochen, das Bild in der Straßenbahn.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wir tun uns natürlich tagtäglich mit Musik, mit Kurzvideos, Insta, TikTok und etc. Beschallen. Das heißt, es ist nichts anderes wie immer wieder Schall. Und das schon einer gewissen Lautstärke, die auf Dauer in der Summe schädigend sein können. Wir wissen, dass dieser Lärm, dieser chronische Lärm, Schwierigkeiten erzeugen kann und dass speziell die junge Generation, die sehr viel konsumiert über diese Kopfhörer, eine Gefährdung hat. Das ist in der Tat da, das sage ich auch immer, da gibt es eigene Vorlesungen an der Uni, da ist immer wichtig Lärmpausen zu machen. Das heißt weggeben, Ruhe, einmal fünf Minuten keine Geräuschbelle oder wenig, dem Ohr wieder Entspannung zu geben. Die Hauptgefährdung ist diese Dauerbeschallung.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das müssen nicht Lautstärken sein wie bei einem Konzert. Da reicht eine Lautstärke von 75, 80 Dezibel und das hat man schon zum Teil in Großraumbüros oder eben wenn ich die Musik am Handy lauter aufdrehe. Und wenn ich das dauerhaft habe, dann ist das schädigend für das Ohr, weil dann können diese H-Zellen, die eben sozusagen diese Schwingungsenergie in elektrische Energie umwandeln, gestört werden und zum Teil sogar absterben.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Sie ist wahrscheinlich der längste Podcast aller Zeiten, aber es macht nichts, weil es noch ein spannendes Thema gibt, das ich trotzdem ansprechen möchte und das ist das Thema des Tinnitus. Es ist ja auch, wenn es das Hören geht und unser Ohr etwas, das gefühlt sehr häufig vorkommt. Was ist denn der Tinnitus und wie entsteht er auch?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Tinnitus ist generell, da können wir wirklich einen eigenen Podcast machen.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Machen wir mal eine eigene Folge, aber reißen wir noch einmal kurz an.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Kurz angerissen, der Tinnitus ist ja eigentlich ein Geräusch oder Symptom und die Ursache ist sehr vielfältig. Es kann die Ursache im Ohr liegen, muss aber nicht sein. Aber jetzt fokussieren wir uns einmal auf dem Tinnitus im Ohr, weil sonst wird es wirklich den Rahmen sprengen. Der Tinnitus im Ohr entsteht eben durch diese Schädigung der Haarzellen. Wenn Haarzellen beschädigt werden, können Sie Signale ans Gehirn falsch weitergeben oder eben so Störsignale senden und das kann so ein Piepsen, ein Pfeifen, ein Zischen oder ein Rauschen sein. Und das ist natürlich furchtbar störend. Wenn man das einmal gehabt hat, man merkt, wie das irrentierend ist, Das kann einem richtig nervös machen, unruhig, man kann Eindurchschlafstörungen haben, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen. Also die Patienten sind schon ordentlich geplagt.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Gott sei Dank geht sehr oft der Tinnitus wieder weg. Bedenklich wird es erst dann, wenn er länger wie ein halbes Jahr bleibt und auch einer gewissen Lautstärke. Dann müssen wir natürlich, dann sind die HNO-Ärzte gefragt, erstens herauszufinden, welche Form das ist und dann zweitens, was kann ich dagegen tun. Beim Tinnitus sind wir immer noch sehr am Anfang. Es gibt leider wenig wirklich wissenschaftlich bewiesene Methoden, die helfen. Aber einer der besten ist unter anderem das Hörgerät. Wenn der Tinnitus im Ohr entsteht, also im Bereich der Ohrschnecke, kann das Hörgerät helfen, indem das es sozusagen Frequenzen erzeugt, die sich über den Ton des Tinnitus drüberlegen und den dann maskieren. Das ist die Theorie der Physik, gleiche Wellen löschen sich aus und unter diesem Motto macht man das auch.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Es klingt ein bisschen banal, störendes Geräusch mit einem anderen Geräusch, das nicht stört, bekämpfen. Aber es hilft. Sonst ist natürlich ganz wichtig Meditation, Entspannung, Ruhe, raus in die Natur, weil er viel auch mit Stress zu tun hat und mit Überbelastung. Da sind wir jetzt wieder bei anderen Ursachen für Tinnitus, unter anderem. Und das ist wieder ein ganz eigenes Kapitel, aber da steckt auch viel Potenzial drinnen, dass man das wieder in den Griff bekommen kann.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Also sich mit Ruhe zu umgeben ist auf jeden Fall etwas, das hilft.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das empfehle ich jedem. Einmal, wenn es geht, irgendwo raus, wenn es geht in die Natur, an die frische Luft oder eben wirklich kurz einmal Lärmpausen. Es reicht schon, wenn ich in der Arbeit, wenn ich nicht die Möglichkeit habe in der Natur, kurz einmal irgendwo hin zu gehen, wo es ruhiger ist. Die Ruhe ist oft wirklich für den Körper, für den Kreislauf, für das Ohr sehr beruhigend und, steckt da schon im Wort beruhigend, und eben auch wichtig, dass das System sich entspannen kann.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Das wäre vielleicht sogar ein Tipp für jemanden, der einfach in einer sehr lauten Umgebung arbeitet, zum Beispiel, der hohe Lärmbelastung hat, dass man sich einfach bewusst Pausen sucht, wo man dem entkommt. Richtig.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Das ist ja zum Teil sogar von den Dienstgebern vorgegeben, Gott sei Dank mittlerweile. Aber richtig, gerade in Lärmberufen muss man noch umso mehr darauf achten. Genau.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Also wir gönnen jetzt euren Ohren dann auch gleich wieder eine Pause nach dieser Podcast-Folge, aber sehr, sehr spannend. Vielen Dank für diese Einblicke. Ich habe schon gemerkt, wir könnten echt noch lang reden, aber es kommen wir auch damit zum Punkt. Das darf auch sein. Ich habe zum Abschluss eine Frage, die ich allen stelle. Was ist denn die eine Sache, die Sie täglich tun, die Sie gesund und glücklich macht?
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Wichtige Frage, eine gute Frage. Ich sage Leidenschaft. Leidenschaft zum Job, Leidenschaft zum Leben. Vielleicht eine unorthodoxe Antwort. Ich versuche immer, dass das, was ich mache, gerne mache. Das gelingt nicht jeden Tag, aber ich versuche es am Tag, am Ende des Tages selber zu realisieren, was war heute gut, war das das, was mir Spaß macht? Dann überwiegt das auch oft dem Negativen und das hält dann auch gesund.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Eine gute innere Einstellung sozusagen zum Leben, zum Tun. Ich glaube, das ist etwas, was wir uns alle mitnehmen können. Vielen lieben Dank. Danke auch allen fürs Zuhören heute umso mehr als sonst auch. An dieser Stelle sage ich immer, ja bitte am Mittwoch den Gesundheitsteil lesen, der Oberösterreichischen Nachrichten. Da sind immer wieder tolle Gesundheitsthemen mit dabei. Wir berichten natürlich auch über die Podcasts. Alle Podcasts gesammelt auf Nachrichten.at slash Podcasts sind nachzuhören, auch auf Spotify, Apple Podcasts und Co.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Vielleicht mal einen hören, dann wieder Pause machen, dann den nächsten hören, damit wir unserem Ohr auch Ruhe gönnen, aber gerne abonnieren, dranbleiben, nachhören, damit wir unserer Gesundheit etwas Gutes tun. Ich freue mich, wenn wir einen Beitrag dazu geleistet haben und in diesem Sinne, lies und hör was Gescheites. Bis zum nächsten Mal. Dankeschön.
Dr. Paul Zwittag: Dr. Paul Zwittag: Vielen Dank für die Einladung.
Elisabeth Eidenberger: Elisabeth Eidenberger: Sehr gerne. Dieser Podcast wurde Ihnen präsentiert von der Oberösterreichischen Gesundheitsholding.